Al-Mas´ûdî in Böhmen...da die Slawen jahrhundertelang keine eigene Schrift kannten, waren sie auf Aufzeichnungen ihrer damaligen Gegner angewiesen. Im Osten waren das die Byzantiner. Im Westen waren das die Franken, später die Karolinger. Die Chroniken wurden damals von christliche Schreibern verfasst, die Slawen als unfebildete Heiden betrachteten. Aber einmal hat es Al-Mas´ûdî aus Bagdad nach Böhmen verschlagen. ...während der Herrschaft von Fürst Wenzel, der nach seiner Ermordung, der heilige genannt wurde, also zwischen 924/5 - 28. September 929 oder 935, in Stará Boleslav, jedenfalls an einem Montag, sind sich der Reisende Al-Mas´ûdî und der gebildete Fürst begegnet |
Die Slawen stammen von Mâdhâj, den Sohn des Jahped ibn Noe ab. Auf ihn führen alle slawischen Völker ihren Ursprung zurück. Dies ist jedenfalls die Meinung der meisten derer, die in diesen Dingen bewandert sind. Die Wohngebiete dar Slawen liegen im Norden und reichen bis in den Westen. Sie bestehen aus verschiedenen Völkern, die sich untereinander bekriegen und von Königen regiert werden. Einige von ihnen bekennen sich zu Christentum jakobitischer Prägung, andere haben kein heiliges Buch und folgen keinem religiösem Gesetz; es sind Heiden, die nichts davon wissen. In den ältesten Zeiten lag die oberste Königsherrschaft nur bei einem der slawischen Stämme. Der König hiess Mâdschik und der Stamm Wiltzen. Ihm folgten die anderen Stämme, da bei diesem Stamm die Herrschaft lag und alle anderen Könige diessen König gehorchten. Als weitere slawische Stämme sind zu nennen die Stodorani, deren König bis heute Basqlâbdsch genannt wird, die Dûlâba mit ihrem König Wenzeslaf(Wenzei), die Nâmdschîn(Deutsche) - die tapfersten und besten Reiter unter den Slawen - mit ihrem König Konrad, die Manâbin mit ihrem König Ratimûr, die Serben, ein bei den Slawen aufgrund verschiedener Ursachen und Eigenschaften, deren nähere Erläuterung hier zu weit führen würde, besonders gefürchteter Stamm, der sich keinem anderen Volk unterwirft, und schliesslich die Morâwa, die Kroaten, die Șâșîn (Sachsen), Chaschâbîn und Barândschâbîn (Braničevci - Südslawen in Serbien). Die Namen, die wir von einigen Königen dieser Stämme aufgeführt haben, sind jeweils die Titel, unter denen die Könige bekannt sind. Bei dem als Serben bekannten Volk, das wir nannten, ist es Sitte, sich zu verbrennen, wenn der König oder der Anführer stirbt; auch seine Reittiere verbrennen sie. Der erste unter den slawischen Königen ist der König von Aldair. Er herrscht über ausgedehnte Städte und viel bebautes Land. Muslimische Händler reisen mit den verschiedensten Waren zu seiner Hauptstadt. Auf ihn folgt der König von Prag. Er besitzt grosse Städte und Ländereien, viele Heere und reiche Ausrüstung. Gegen die Byzantiner, Franken, Magyaren und andere Völker führt er einen wechselvollen Krieg.Darauf folgt der König der Türken (?), die die hübschesten, zahlreichsten und stärksten Slawen sind. Wir haben oben von jenem König gesprochen, dem in alter Zeit alle anderen slawischen Könige gehorchten, nämlich Mâdschik, der König der Wilzen. Dieser Stamm ist einer der Ursprünge der Slawen und stand bei ihnen im höchsten Ansehen. Später zerstritten sich die Stämme, und ihre Ordnung zerbrach. Es bildeten sich Parteien, und jeder Stamm wählte sich entsprechend obiger Aufzählung seinen eigenen König. Die Gründe dafür im einzelnen hier aufzuzählen, würde zu weit führen.
...den Bericht von Al-Mas´ûdî sollte man als phantastischen Reisebericht der frühen muslimischen Literatur bewerten. Entscheidende Ereignisse der böhmischen Frühgeschichte werden dadurch umgekrempelt. Tatsachen müssen der morgenländischen Verschleierung entrissen werden. Welchen Grund hat der Schreiber, die Sachsen als Slawen darzustellen, oder Stodor in Böhmen anzusiedeln? Im weiteren Text wird Vazlav auch als Fürst der Dûlâba bezeichnet, obwohl er in anderen Quellen als Přemyslidenfürst bezeichnet wird. Unterschiden wird auch zwischen den Sorben, die zwar als Serben bezeichnet werdenm aber sich keinem anderen Volk unterwirft und den südslawischen Serben, die er als Barândschâbîn in Serbien bezeichnet. Auch die Bezeichnung Mâdschik, die den König der Wilzen bezeichnet, stellt nur eine Ehrenbezeichnung im Morgenland dar. Auch den erwähnten König der Türken müsste man noch etwas näher defineren, nicht nut wegen den hübschesten Sklavinnen, die es dort zu finden gebe... |
...Al-Mas´ûdî´s Bericht aus losen Reisenotizen, die später unabhängig der Chronologie überarbeitet publiziert wurden, wurden an der Universität in Krakau analysiert. Obwohl die Magyaren andernorts erwähnt werden, deutet der "König der Türken" mit seinen schönen Sklawen auf Ungaren hin. Die Nâmdschîn (deutsche) an der Donau wurden als Bayern identifiziert und understanden einem König namens Konrad (?) Etwas im Nordwesten von diesen lebten die, sonst wenig erwähnten, Mainwenden unter ihrem König Ratimir (?) Nach Linz und Passeu in Böhmen angekommen wird Stodor erwähmt, obwohl die Stodoraner und ihr König Wazlavic als Herren der Brandenburg belegt waren. Weiter im Osten kommt es zur Begegnung mit dem Přemyslidenfürst Wenzel den Al-Mas´ûdî aber als König der Dûlâba (Dudleben) bezeichnet. Wer in den Șâșîn (Sachsen) nicht noch mehr Deutsche sehen will, kann den Namen etwas willkürlich in Cachin (Tschechen) emendieren. In Bagdad würde den Begriff Böhmen eh keiner verstehen... |
...Al-Mas´ûdî´ nennt die Mainwenden als Manâbin mit deren König Ratimûr (Ratimir). Die Wikipedia kennt Ratimir aber als einen Fürst der pannonischen Kroaten, mit Sitz in Sisak, der 831 mit bulgarischen Verbündeten den Grafen von Friaul(Langobarden) besiegte. 838 verlor er sein Reich an den Franken Ratpot... ...wenn aber der Name des damaligen Königs der Mainwenden Matibor lautete, besteht da eine högliche Verbindung zu den frühen Hohenzollern, deren Wappen schwarz-weiss geschacht war, und auf Sarmaten deuten könnte |
...etwas später kam Ibrâhîm ibn Ya´qûb, ein spanischer Jude und Gesandter des Kalifen von Córdoba... ...er war der erstre, der Prag zur Zeit von Boleslav I., Fürst von Böhmen und Krakau als Teil des Fürstentums Böhmen erwäht hat. Er beschrieb Prag als Handelsstadt mit Steinbauten wohin Russen und Slawen aus Krakau, Juden und Muslime kamen. Hier wurden Sklaven, Zinn, Pelze und Lebensmittel verkauft. ..von Bordeaux in die Nordsee bis Rouan, Utrecht, ab Schleswig auf dem Landweg nach Haithabu der Wikinger, dann ins Slawenland bis Ratzeburg(?), danach ins ostfränkische Mecklenburg, Prag, Fulda, Mainz, Speyer, Worms, Verdun und zurück ins maurische Spanien. Ibrâhîms Beschreibung des polnischen Staates unter Mieszko I., dem ersten historischen Herrscher Polens, deutet darauf hin, das er auch Polen besucht hat, danach auch die slawische Mecklenburg, bevor er in Merseburg Otto I. geroffen hat, oder auch in Magdeburg, je nach Interpretation und Übrsetzung... ...links: Andalusier vom Zakpainter, rechts; Ibrâhîm ibn Ya´qûbs Europareise, eine davon und Krakau(?)... |
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