Die österreichischen Truppen im Dänemarkfeldzug 1864

Der Krieg, den Österreich und Preussen gegen Dänemark führten, findet bei historischen Betrachtungen wenig Bedeutung. Der folgende Artikel berichtet über die Ereignisse jener Zeit aus der Sicht der österreichisen Truppen.

Seit dem Londoner Protokoll von 1852 Waren die Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg in Personalunion mit dem dänischen Königshaus verbunden, obgleich diese Gebiete vorwiegend von Deutschen bewohnt wurden. Die politische Lage verschärfte sich, als am 30. März 1863 die nationalliberale Regierung Dänemarks die Auflösung der Realunion zwischen Schleswig und Holstein verkündete und somit die Einverleibung Schleswigs in die Wege leitete.
In Frankfurt forderte der Deutsche Bund die Annullierung dieser Verfügung und drohte mit dem Einsatz von Militär. Dänemark ignorierte jedoch die Forderung, woraufhin hannoveranische und sächsische Einheiten im Dezember 1863 die Herzogtümer Holstein und Lauenburg besetzten. Seitens der Dänen erfolgte kein Widerstand. Brenzlig wurde die Situation, als Berlin und Wien am 16. Januar 1864 in einem Ultimatum die Rücknahme antideutscher Bestimmungen für Schleswig verlangten. Andernfalls sollte das Herzogtum als Pfand von den Truppen beider Mächte besetzt werden. Kopenhagen lehnte zwei Tage später die Aufforderung ab und traf gleichzeitig militärische Vorbereitungen, um Schleswig gegen jeden Okkupationsversuch zu verteidigen.

Vorbereitung

Preussen und Österreich boten für den Feldzug gegen Dänemark nur einen Teil ihrer Streitkräfte auf. Insgesamt verfügten die Verbündeten über 48'800 Infanteristen, 5770 Kavalleristen, 1800 Pioniere und 158 Geschütze. Einschliesslich der Artilleristen und Trainsoldaten erreichten die preussisch-österreichischen Invasionstruppen eine Gesamtstärke von 65'800 Mann. Da Preussen das grössere Kontingent stellte, erging das Kommando an den 80jährigen preussischen Feldmarschall Friedrich Graf von Wrangel, der allerdings nicht gerade übermässig mit Feldherrntalenten gesegnet war.
Die Dänen schickten 36'000 Mann ins Feld, weitere 30'000 bleiben als Reserve und in Festungen zurück. Ihre Infanterie war mit Vorderladern bewaffnet teils Dornbüchsen, teils Minié-Gewehre, die man 1864 noch als zeitgemäss betrachten konnte, da zu diesem Zeitpunkt alle grossen und kleinen europäischen Mächte mit Ausnahme von Preussen und Norwegen Vorderlader hatten. Das dänische Heer stützte sich vor allem auf zwei Festungen: Das Dannewerk, eine historische, jedoch kaum ausgebaute Verteidigungsanlage an der Enge Zwischen Eider und Schlei, sowie die Düppeler Schanzen, eine schwer befestigte Stellung am Alsensund.

Die Angreifer

Kurz vor dem Aufbruch aus Wien ermahnte Kaiser Franz Josef den Kommandeur des österreichischen Armeekorps, Freiherr von Gablenz, zu den Preussen gute Beziehungen zu pflegen und den durch die Niederlage gegen die Franzosen im Jahre 1859 angeschlagenen Ruf der kaiserlichen Armee vor der Welt neu zu festigen. Für diese Aufgabe schien Gablenz, der Sohn eines sächsischen Generals, der richtige Mann zu sein. 1848 hatte er am italienischen Feldzug teilgenommen und am 24. Juni 1859 in der Schlacht von Solferino den Rückzug des österreichischen Zentrums gedeckt.
Gablenz’ Armeekorps setzte sich aus vier Infanteriebrigaden, einer Kavalleriebrigade, zwei Pionierkompanien, einer Geniekompanie und sechs Batterien zusammen. Jeweils zwei Infanterieregimenter bildeten eine Infanteriebrigade, der ein Bataillon Feldjäger zugeteilt war. Die Bewaffnung der österreichischen Infanterie bestand aus dem Lorenz-Gewehr, einem gezogenen Vorderlader, der 1859 das glatte Minié-Gewehr der Franzosen weit an Leistungsfähigkeit übertroffen hatte. Die robuste Waffe war bis zu 400 Schritt ziemlich treffsicher und konnte bei doppelter Entfernung noch wirkungsvoll gegen feindliche Truppen eingesetzt werden.
An sich sollte der Gegner aber ohne Feuervorbereitung durch einen stürmischen Bajonettangriff in geschlossener Linie, der sogenannten Stosstaktik, überrannt werden. Eine aufgelöste Gefechtsordnung war den Feldjägern vorbehalten. Die Kavalleriebrigade Dobrzenski setzte sich aus zwei Regumentern zusammen: Den Lichtenstein-Husaren und den Windischgrätz-Dragonern. Die gezogenen Vorderlader der österreichischen Artillerie entsprachen nicht ganz dem allermodernsten Stand der Technik, da man in Preussen bereits mit Hinterladern experimentierte, aber in ihrer Art waren die Geschütze erstklassige, ausgereifte Konstruktionen. Für technische Experimente hatte man in Österreich ohnehin nie sehr viel übrig gehabt.

Flotter Vormarsch

Gemäss des Operationsplanes hatten die verbündeten Truppen ihre Ausgangsstellungen am 31. Januar 1864 bezogen. Das österreichische Armeekorps wurde östlich von Rendsburg zusammengezogen, die Preußen bei Kiel. Die Österreicher sollten den Hauptstoss gegen das Dannewerk durchführen, die preussischen Einheiten die Flanken sichern.
Am 1. Februar I864 setzten sich die Interventionstruppen in Marsch. Die Österreicher überquerten die Eider und rückten bis zur Sorge vor. Zwei Tage später näherte sich Gablenz' Armeekorps und die preussischen Gardetruppen den dänischen Vorposten am Dannewerk. Fünf österreichische Bataillone und eine Eskadron der Lichtenstein-Husaren gingen sofort zur Offensive über. Bei den Dörfern Jagel und Oberselk entwickelten sich zwei Gefechte, in deren Verlauf sich die Dänen auf das Dannewerk zurückzogen. Noch am gleichen Tag erstürmte eine österreichische Brigade unter dem Kommando von Generalmajor Leopold Graf von Gondrecourt den Königshügel südlich von Schleswig, von wo aus das Dannewerk beobachtet werden konnte. Die Brigade hiess von nun an gleich ihren Kommandanten im Armeemund die Eiserne. In allen drei Gefechten hatten die Österreicher empfindliche Verluste erlitten: 30 Offiziere und über 500 Soldaten waren gefallen oder verwundet worden.

Verfolgung

Schon während der ersten Kämpfe gelangte Generalleutnant Christian Julius de Meza, der Befehlshaber der dänischen Truppen, zu der Ansicht, dass die verfügbaren Einheiten für eine wirkungsvolle Verteidigung der auseinandergezogenen Stellungen nicht ausreichte. Ein Kriegsrat unter seinem Vorsitz beschloss daher, das Dannewerk sofort zu räumen. Am frühen Morgen des 6. Februar rückten die Dänen in Richtung Flensburg ab. Ihre Nachhut sollte den Rückzug so lange decken, bis das Gros der Truppen Flensburg passiert hatte und in die Stellungen der Düppeler Schanzen und der Festung Fredericia eingerückt war. Ais Feldmarschall Gablenz im Morgengranen des 6. Februar vom Rückzug der Dänen erfuhr, erteilte er umgehend den Befehl, die Verfolgung des Gegners aufzunehmen. Eine Eskadron der Lichtenstein-Husaren trabte sogleich auf der Straße nach Flensburg los, gefolgt von der Brigade Nostitz". Die Brigade Thomas marschierte weiter östlich nach Solk, während die Brigade "Gondrecourt" auf der Flensburger Straße vorrückte.
Ungeachtet der widrigen Witterung kamen die Husaren auf der vereisten Chausseegut voran und näherten sich der dänischen Nachhut. Ungestüm attackierten die österreichischen Reiter eine Abteilung dänischer Dragoner, doch der Angriff brach zusammen, als verdeckt aufgestellte Infanteristen der Dänen in das Gefecht eingriffen. Die Lichtenstein-Husaren liessen sich jedoch von der Verfolgung nicht abbringen und zwangen den Gegner mehrmals, gegen sie Front zu machen. Etwa zehn Kilometer südlich von Flensburg endete das laufende Gefecht in der Nähe des Dorfes Översee. Versteckt hinter dem Waldrand des quer über die Vormarschstrasse ziehenden Forstes von Sandelmark erwarteten die Dänen ihre Verfolger, vor sich ein deckungsloses Schussfeld von mindestens 500 Metern. Gegen 15.30 Uhr traf Feldmarschallleutnant Gablenz nach einem anstrengenden Marsch von 25 Kilometern mit der Brigade Nostitz vor Översee ein. Als Gablenz hörte, dass sich das 9. Feldjägerbataillon und das Infanterieregiment König der Belgier im Anmarsch befanden wies er die Husaren an, die Stellung der Dänen zu erkunden. Der Gegner war stärker als erwartet, und die Kavalleristen mussten sich im mörderischen Abwehrfeuer der Dänen zurückziehen. Den Feldmarschallleutnant vermochte dies aber nicht zu beeindrucken, zumal die fortgeschrittene Tageszeit ihm für ein Umgehungsmanöver nicht mehr ausreichend erschien.

Verlustreiche Siege

Mit sechs Geschützen eröffnete Gablenz das Gefecht. Etwa 30 Minuten lang hielten die Dänen dem österreichischen Artilleriefeuer stand, aber als zwei weitere Kanonen zum Einsatz kamen, zog sich die dänische Artillerie zurück. Unterdessen waren die 9. Feldjäger eingetroffen, und Gablenz befahl ihnen, zusammen mit den beiden Infanterieregimentern des Grafen Nostitz frontal anzugreifen. Die Schlösser der Vorderlader waren zugefroren, doch die Soldaten drehten sie einfach herum und griffen mit dem Kolben an. Rasch entbrannte auf ganzer Linie das Gefecht, wobei die Dänen äusserst gut gezieltes Schützenfeuer abgaben.
Ihre Gegenangriffe blieben jedoch erfolglos. Als die beiden Bataillone des Infanterieregiments „König der Belgier“ in den Kampf eingriffen, wurden die Dänen endgültig geworfen und zogen sich auf der Chaussee nach Flensburg zurück. Gablenz hatte das Gefecht gewonnen, unter nicht unbedeutenden Verlusten. Von den 3000 am Kampf beteiligten Österreichern waren 11 Offiziere und 84 Soldaten gefallen. 19 Offiziere und 292 Soldaten hatten Verletzungen erlitten. Besonders hoch waren die Verluste an Offizieren, da die seit 1861 auf dem dunkeln Mantel „en bandouliere“ getragene breite, gelbe Feldbinde den dänischen Schützen ein willkommenes Ziel bot. Die Verluste der Dänen, eingeschlossen die Gefangenen, betrugen 18 Offiziere und 944 Mann. über die Ankunft eines österreichischen Verwundetentransportes in der Stadt Schleswig schrieb ein Augenzeuge: "Spät am Abend ertönte die Lärmtrommel durch die menschenleeren Strassen der Stadt. Dazu klangen die Rufe: "Zweihundert verwundete Österreicher halten vor dem Schloss." So war es in der Tat. Mann raffte zusammen, was irgend zur Linderung für die Unglücklichen dienen konnte, und in wenigen Minuten war ganz Schleswig auf den Beinen. Von Hunger und Durst gepeinigt lagen die armen Verwundeten, mit einem Mantel zugedeckt, auf einem Bündel Stroh und zitterten vor Kälte und Schmerz. Kein Bett, kein Arzt - nichts war zu ihrer Aufnahme und Pflege da. Inzwischen geschah, was möglich war. Betten, Decken, Stroh, Leinwand, Lebensmittel und Erfrischungen aller Art wurden herbeigeschleppt; jeder half, wo er helfen konnte, Frauen verbanden die Wunden ihrer Befreier; Mitleid und Dankbarkeit wetteiferten in ihren Herzen".
Nach der Niederlage von översee bezog das Gros der dänischen Armee in den Düppeler Schanzen Stellung, die verbliebenen Truppen marschierten nach Jütland, wo die Festung Fredericia mit einer Garnison belegt wurde.

Der Krieg geht weiter

Das österreichische Armeekorps rückte am 6. und 7. März über Christiansfeld und Kolding in Richtung Jütland ab. Zwischen Kolding und Veile hatten die Dragoner und Husaren mehrmals Feindberührung mit dänischer Kavallerie, doch ansonsten verlief der Vormarsch ungestört. Dann erfuhr Gablenz aber, dass die Dänen bei Veile grösseren Widerstand leisten würden. Unverzüglich erteilte der Feldmarschalleutnant den Angriffsbefehl, um den Gegner zuschlagen und seine erschöpften Einheiten Quartier nehmen zu lassen. Schon beim ersten Angriff glückte es den Österreichern, die dänische Infanterie aus ihren Stellungen südlich von Veile zu werfen und die Stadt mit Artillerieunterstützung zu stürmen. Auch die nördliche Verteidigungslinie der Dänen hielt nicht lange. Während zwei Batterien der Artilleriereserve die Verteidiger mit Feuer belegten, umgingen die Feldjäger des 9. Bataillons den rechten dänischen Flügel. Gegen 18.00 Uhr griffen die österreicher auf ganzer Länge an und nahmen die feindliche Stellung.
Die meisten Dänen konnten sich im Schutz der Dunkelheit in Richtung Horsens absetzen, so dass nur 200 Mann in Gefangenschaft gerieten Der preussische Kronprinz Friedrich Wilhelm vermerkte am Tag nach dem Gefecht bei Veile ein wenig missmutig in seinem Tagebuch: "Bei Veile haben die Kaiserlichen zwar keine grosse Schlacht, aber doch ein schönes Gefecht geliefert, indem sie die Stadt erstürmt haben: Damit sind die Österreicher uns noch eine Kriegstat voraus. Hiernach ist Düppel eine um so unumgänglichere Notwendigkeit für unsere Waffenehre."
Am: 11. März nahmen die österreichischen Truppen und eine kombinierte preussische Kavalleriebrigade die Verfolgung des geschlagenen Gegners auf. Noch am gleichen Tag : schlug Feldmarschalleutnant Gablenz sein Hauptquartier in Horsens auf, und einen Tag später erging der Befehl, in Richtung Skanderup zu marschieren. Die einzelnen Kolonnen formierten sich gerade, als die Nachricht eintraf, dass die dänischen Truppen ihre Stellung bei Skanderup aufgegeben hatten und sich noch weiter zurückzögen. Die Österreicher brachen sogleich auf, aber die Dänen konnten die Verfolger über die Richtung ihres Rückzuges täuschen und somit die nötige Zeit gewinnen, um ihre Einheiten auf die Insel Mors zu verschiffen. Eine energische Aufklärung und ein rasches Nachsetzen hätten es wahrscheinlich ermöglicht, den Gegner noch rechtzeitig zu stellen, doch das österreichische Armeekorps kehrte bereits am 15. März nach Veile zurück. Die durch Regen aufgeweichten Strassen machten jegliche Verfolgung unmöglich. Ausserdem waren Gablenz' Truppen aufgrund der vergangenen Märsche völlig ermattet.
Nach einer kurzen Rast wurden die Österreicher gemeinsam mit den preussischen Garden zur engeren Einschliessung der Festung Fredericia eingesetzt. Ihre Aufgabe bestand darin, die in der Befestigungsanlage befindlichen Kräfte zu binden und die Entsendung dänischer Verstärkungen nach Alsen zu verhindern. Dabei sollte die Festung beschossen werden, um sie anschliessend, wenn möglich zu erobern.

Verschnaufpause

Am 18. April stürmten preussische Truppen endlich die Düppeler Schanzen, woraufhin das dänische Oberkommando acht Tage später die Räumung von Fredericia anordnete. Der politische und militärische Wert der Festung war offensichtlich nicht gross genug, um weitere Kämpfe zu rechtfertigen. Am 29. April zogen die österreichischen Truppen kampflos in Fredericia ein.
Die dänische Führung stimmte schliesslich einem Waffenstillstand zu, der am 12. Mai begann. Nachdem sich ihre Festungen auf dem Festland in der Hand der Verbündeten befanden und es mit der Kampfmoral nicht zum besten stand, war die dänische Armee nicht mehr in der Lage, energische Operationen durchzuführen. Das Gros der Streitkräfte blieb daher auf der Insel Alsen. Als am 25. Juni der Waffenstillstand endete, sammelten sich die Einheiten der Verbündeten. Die preussischen Linientruppen bei Gravenstein, die Preussischen Gardeeinheiten bei Randers und die Österreicher bei Kolding. Die Preussen überquerten in den Morgenstunden des 29. Juni mit 600 Booten die Meerenge von Alsen und besetzten die Insel nach schweren Kämpfen.
Anfang Juli rückte das Gros der vereinten österreichischen und preussischen Truppen in den Norden Jütlands vor. Nach einiger Zeit trennten sich die Kolonnen, und die Preussen marschierten in Richtung Osten. Feldmarschalleutnant Gablenz setzte unterdessen im Westen mit seinem Armeekorps über den Lijm-Fjord. Die Dänen verschifften daraufhin am 11. Juli ihren letzten Verband nach Fünen, so dass die Verbündeten kampflos nach Skagens Horn ziehen konnten.

Seegefechte

Am 12. Juli versuchten österreichische Feldjäger, vom Festland aus mit Booten auf die Insel Sylt überzusetzen, die zum Teil dänisch war. Der Versuch scheiterte jedoch an der Wachsamkeit der Dänen. Einen Tag später wiederholten die Österreicher ihren Übergangsversuch, diesmal mit Unterstützung der preussischen Kanonenboote "Blitz" und "Basilisk". Um dem dänischen Wachschiff zu entgehen, steuerte der friesische Lotse Andersen seine Boote aus dem Fahrwasser auf eine Sandbank. Die Dänen konnten ihres Tiefgangs wegen nicht folgen, auch ihre Geschütze reichten nicht so weit. Die Feldjäger verharrten bis zur vollständigen Ebbe auf der Sandbank, dann schleppten sie ihre Boote zur Wester Ley, einer auch bei Ebbe wasserführenden Tiefe. Eine Kompanie landete schliesslich bei Morsum, die andere bei Keitum. Sylt war gewonnen.
Nach dem Fall von Alsen und der Räumung des nördlichen Jütlands zog das dänische Oberkommando alle noch verfügbaren Truppen auf Fünen zusammen: Die Verteidigungsanlagen der Insel waren bestens ausgebaut, ein Angriff der Österreicher und Preussen konnte mit Zuversicht erwartet werden.
Die politischen Kreise betrachteten die weitere Entwicklung jedoch mit Sorge. Die dänischen Reserven waren erschöpft, das Land befand sich in einer schwierigen Finanzlage. Zudem waren die Operationen der Marine nicht so erfolgreich verlaufen, wie es sich die dänische Regierung erhofft hatte.

Rückschlüsse

Am 1. August konnte schliesslich der Vorfrieden unterzeichnet werden, dem am 30. Oktober 1864 der Frieden von Wien folgte. Dänemark musste die Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg an Preussen und Österreich zu gemeinsamer Verwaltung abtreten, ebenso dir Insel Amrum und die dänischen Teile der Insel Föhr, Röm und Sylt. Eine Kriegskontribution brauchte nicht entrichtet zu werden. Im November räumten die verbündeten Truppen Jütland. Schleswig wurde von preussischen Truppen besetzt, in Holstein blieb als Besatzung eine österreichische Brigade zurück.
Während des Vormarsches und vor allem während der Belagerung von Fredericia waren der österreichischen Führung grosse Bedenken hinsichtlich des möglichen Widerstandes von Zivilisten gekommen. Feldmarschalleutnant Gablenz hatte daher alle Vorkehrungen getroffen, die Ausweitung der Feindseligkeiten zu einem Partisanenkrieg zu verhindern. Selbst in jenen wenigen Fällen, wo Zivilisten die dänischen Truppen unterstützten, beschränkte er Vergeltungsmassnahmen auf die Internierung der Festgenommenen. übergriffe seitens der österreichischen Soldaten fanden nicht statt.
Untersuchungen, die man unmittelbar nach Ende des Feldzuges anstellte, ergaben, dass viele der österreichischen Verwundeten durch Bajonettstiche und Kolbenschläge verletzt worden waren. Es war also nachweislich zum Nahkampf gekommen, die Soldaten hatten, wie befohlen, das feindliche Feuer tatsächlich "unterlaufen". Das war um so erfreulicher, da die Preussen selbst beim Sturm auf die Düppeler Schanzen im Angriffsschwung den Österreichern nicht völlig gleichgekommen waren. Offensichtlich hatte sich die aus dem Feldzug von 1859 abgeleitete "Stosstaktik" vollauf bewährt. Auch das preussische Zündnadelgewehr vermochte offenbar keine sehr viel grössere Durchschlagskraft zu verleihen, als sie den österreichischen Bajonetten innewohnte. Einige Offiziere aus Gablenz' Armeekorps waren allerdings weniger beeindruckt. Sie erkannten, dass die Anwendung der "Stosstaktik" zu unverhältnismässig hohen Verlusten führte. Feldzeugmeister Franz Ritter von Hauslab schlug daher vor, Infanterieangriffe durch intensiveren Einsatz von Artillerie vorzubereiten. Solche abweichenden Ansichten fanden jedoch am Wiener Hof kein Gehör. Diese Uneinsichtigkeit sollte zwei Jahre später in der Schlacht von Königgrätz bittere Folgen haben.

nach Michael Solka - DWJ 2/1999



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