| | Figuren bemalen lassen Wer seine Figuren nicht selber bemalen kann oder will, sollte, um späteren Enttäuschungen vorzubeugen, vorher einige grundsätzlichen Gedanken über seine Ansprüche und Bedürfnisse anstellen.Wer einen Figurenmaler persönlich kennt, kann sich glücklich schätzen. Dann läuft's etwa so ab: Ich bringe Meinem Figurenmaler eine Schachtel Dark Age Slaven, 100 Stück. Er fragt; wie ich sie haben will; als Südslaven mit byzantinischen Einschlag, mit Wikinger-Einfluss oder keltisch. Ich füge noch hinzu, dass die Mehrheit der Figuren blond, rothaarig oder brünett bemalt werden sollen und nur vereinzelte Typen dunkel ausfallen sollen. Schon seit Beginn unserer Beziehung lackiert mein Maler meine Figuren jeweils matt. Diese Szene setzt aber voraus, dass mein Maler und ich die Ansprüche und Fähigkeiten des anderen wohlbekannt sind. Ganz anders verhält es sich mit einem Bemaldienst. Klar, dass es da auch Wargamer gibt, die "geschichtlich durch" sind, aber meistens sind das Leute oder Gruppen, die nur das malen, was ihnen aufgetragen wird ab entsprechenden Bildvorlagen. Wer einem Bemaldienst einen Malauftrag übergibt, seine Figuren behutsam verpackt meist ins Ausland versendet, muss seine Wünsche so detailliert wie möglich formulieren, am besten per E-Mail und gedruckt. Gute Bemaldienste sind nie billig, können aber günstig sein. Europäische Bemaldienste sind oft nicht sehr zuverlässig, oder sorgfältig. Solche Kontakte brechen oft völlig unvermittelt ab. Ein englischer Figuren-Hersteller aus Essex bietet zwar einen Bemaldienst an, verkennt aber offenbar die Fähigkeiten seiner Auftragsmaler völlig und kassiert astronomische Preise. Wer also nichts Besonderes erwartet, kann in dieser Grafschaft seine Kohlen bedenkenlos in den Sand stecken. Im englischen Sunderland mag es zahlreiche Figurenbemaler geben, die 'was von der Sache verstehen, aber nicht der Tyzack, der Dutzende meiner Figuren ruiniert hat. Entweder hat der Mann dazugelernt, oder er erwischt eben immer noch das eine oder andere Opfer.
Viele meiner Figuren sende ich nach Sri Lanka zu Fernando Enterprises. Da kann ich den Zahlbetrag in Euro an eine Bank in Deutschland überweisen. 15mm Figuren werden in Sri Lanka wahlweise in Wargamer Qualität zu derzeit € -.43, oder in Kollektor Qualität zu € -.77 bemalt und jeweils mit einer abschliessenden matten Lackschicht versiegelt. Diese Zahlen beziehen sich auf einen Infanteristen. Berittene, also Ross und Reiter zusammen, kosten das Doppelte. Schottische Infanterie in Kilts kommt etwas teurer: € 1.08 pro Figur. Die Sri Lanker werden den Grund dafür bestimmt kennen. Da offenbar ein ganzes Dorf an den Figuren herumpinselt, fällt die Qualität der bemalten Figuren recht unterschiedlich aus. Europäer gelten da immer noch als Weisse, werden folglich immer mit viel zu heller Hautfarbe bemalt. Bajonette werden von den Insulanern gern wie Holzschwerter braun bemalt. Grösste Vorsicht ist geboten, wenn die Figuren mit getrennten Schilden geliefert werden. Tuareg-Krieger mit Aztekenschilden gelten auch in Fantasy-Schlachten nicht als besonders originell. Kommt noch dazu, dass die Azteken dafür hinter Tuareg-Schilden steckten. Das Leben ist bunt, auch in Sri Lanka. Da wird einfach alles bemalt. Was bedeuten schon abgebrochene Schwerter, Speere oder gar Lanzen von Berittenen, jede bemalte Figur wird verrechnet, und Berittene kosten das Doppelte. Figuren, die der Post oder sonst wem zum Transport anvertraut werden, sollten sehr sorgfältig verpackt und gepolstert werden. Kompetente Bemaldienste bemalen und verrechnen keine beschädigten Figuren, ausser nach vorheriger Absprache.
Offene Checkliste für einen Malauftrag: | | Figurenaufstellung |
| Maleinheiten getrennt verpackt | | Irreguläre immer hervorheben |
| Lanzenträger gepolstert | | Bildmaterial und Beschreibung |
| Endlackierung wählen; matt oder Glanz |
Hier hat es noch Platz für eigene Gedanken, kostenlos.... | Hier sind die vergrösserten Nörgeleien zu bewundern, die mehr Einzelheiten offenbaren:
Katalanische Söldner, die links sind von meinem Bemaler, die rechts von den Sri Lankern Vorlagen werden in Sri Lanka sehr grosszügig interpretiert, ab und zu gar nicht erst verwendet.
Der Thraker mit dem abgebrochenen Speer in der blauen Tunika wird wohl eher seine Klinge einsetzen, sein entwaffneter Kampfgefährte aber wird bestimmt zuerst mit seinen Schwertknauf den behelmten Schädel seines Gegners einschlagen und danach mit dem Speerschaft weiterkämpfen. Der Berittene, der mit der Teleskoplanze, kann sich damit trösten, dass seine Bemalkosten jener der beiden Thrakern zusammen entsprechen.
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